Das Kunst-Projekt Ver-SCHICKUNGEN setzt sich mit dem Thema Standortwechsel im innerdeutschen Raum auseinander und lotet dessen künstlerische Erfahrbarkeit aus. Im Frühjahr 2004 werden der Maler Bernd Aury aus Berlin und die Fotografin Marcella Müller aus Stuttgart an einen ihnen unbekannten Ort in Deutschland "ge-schickt". Sie haben den Auftrag bekommen, sich einige Zeit in dem jeweils fremden Bundesland - Baden-Württemberg bzw. Berlin/Brandenburg - aufzuhalten und künstlerisch zu arbeiten. In dieser Art "blind-experiment" - beide sind sich nicht begegnet und arbeiten unabhängig voneinander - nehmen sie neue Perspektiven ein und mit ihrem jeweiligen Blick die heimatliche Umgebung des anderen neu wahr. Nicht die urbanen Zentren mit ihren globalisierten Strukturen, sondern die ländlichen Regionen mit ihren charakteristischen Beschaffenheiten von Landschaft und Natur stehen im Blickfeld. Dabei werden Berlin und Brandenburg aus historischer Sicht als Einheit betrachtet.
Freiwilliger Ortswechsel und verordneter Umzug sind in der Nachwendezeit zu einem deutschen Phänomen geworden. Gleichzeitig fand ein tiefgreifender Standortwechsel im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Umorientierung in Ostdeutschland statt. Vor diesem Hintergrund stellt das Projekt die Frage, wie viel Fremdheit man im eigenen Land erfahren kann. Wieweit verbindet eher gleiche Landschaft und gemeinsame Geschichte als nationale Zugehörigkeit. Fühlen sich Breisgauer und Elsässer nicht viel verbundener als Schwarzwälder und Uckermärker?
Bei der Gegenüberstellung der beiden künstlerischen Positionen geht es in erster Linie
nicht um Annäherung, sondern um das Sichtbarmachen des individuellen Umgangs mit
einem fremden Ort.